Lesenswertes

Nach einem Beginn, bei dem das intensive Studium der Farben den Mittelpunkt bildete, deren Wesen, deren emotionale Wertigkeit, stand in den ersten zehn Jahren der künstlerischen Tätigkeit von Martina Kaufmann folgerichtig die Arbeit mit abstrakten Bildthemen im Vordergrund, deren Schöpfung über eine konsequente Innenschau erfolgte.

Diese Vorgehensweise erschöpfte sich und führte zu einer Umkehrung des Blicks und der Betrachtung. Das neue Register der malerischen Auseinandersetzung war nun der Blick aus der eigenen und der Haut der Welt der malerischen Grundelemente hinaus, war nun das Sehen der Welt. Das Sehen im Sinne des Sichtbarmachens. Das, genauer verstanden nicht nur als Hinsehen, sondern als genuin malerisches Heraussehen, ist identisch mit der Potenz des Instrumentariums der Malerei, und auf diese Aufgabe insistiert Martina Kaufmann in ihren großformatigen Leinwänden von da an.

In Werkzyklen mit einem beharrlich klassischen Set von Motiven und Bildgegenständen, Landschaften, Tiere, Portraits, Blumen, übersetzt sie das meist Aug in Aug Gegebene auf seine Ausstrahlung, seinen Ausdruckswert, seinen Fazinationswert, seinen Erinnerungswert. Das vorgängige Herauslesen ist nichts ohne die malerische Artikulation, die den intensiven Eindruck dem Betrachter aktuell macht. In einzelnen Bildern wird darüber hinaus erfahrbar, dass erst der Rahmen des malerischen Ereignisses, die rohe Arbeit der Hand, die gestalterische Strukturierung, das handwerkliche Streben nach bildlicher Harmonisierung, den Kern des Lebendigen der Dinge aufdeckt. Die Übersetzung des von draußen Mitgebrachten ins Malerische im Atelier ist ein Arbeiten in eigenem Recht und in eigener Zeit, gezielt gegen den Verfall in der Zeit. "Die Knospe bricht auf, die Blüte welkt während des Malprozesses", sagt Martina Kaufmann.

Dem folgen neuere Werke, in nochmaliger Beschränkung des Motivrepertoires, die über eine Klärung und Vereinfachung der Formen in verstärktem Maße das delikate malerische Ausbalancieren der Spannung zwischen dem Kalkül des künstlerischen Prozesses und dem Wunsch nach seelischem Widerhall des Natürlichen und Lebendigen im Bild zur Anschauung bringen. Vereinfachungen, Stilisierungen, Proportionierungen nach nun wieder mehr bildformalen, gestalterischen Maßgaben, vor allem in den Blumenbildern, bezeugen, wie die Innenschau das Sehen der Welt ermächtigt.

Dr. Wilfried Dörstel

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